Navigation auf uzh.ch
Geopolitik: Macht, Raum, Grenzen
Uns interessiert dabei die geographische Perspektive auf aktuelle Konflikte.
Die Vorträge starten jeweils um 18:30 Uhr. Bitte beachtet, dass die Vorträge sowohl an unterschiedlichen Wochentagen stattfinden und alle Veranstaltungen am Campus Irchel im Hörsaal Y03-G-95 durchgeführt werden.
Downloads: Vortragsprogramm (PDF, 470 KB)
Übersicht:
Teil 1
Prof. Dr. Benedikt Korf, GIUZ (Website)
Teil 2
Dr. Ian Klinke, Professor für Humangeographie Universität Oxford und Gastforscher am Dansk Institut for Internationale Studier (DIIS) in Kopenhagen. (Website)
Auch wenn unsere Welt sich heute mehr über die Auswirkungen des anthropogenen Klimawandels als über einen globalen Atomkrieg sorgt, hat uns das Jahr 2022 daran erinnert, dass wir immer noch in einer Welt leben, die sich auf Knopfdruck selbst zerstören kann. In meinem Vortrag frage ich, was die politische Geographie zu einem Verständnis einer solchen Welt beitragen kann. Mein Fokus liegt auf der Infrastruktur zur Produktion, Stationierung und Lieferung von Atomwaffen sowie auf der ganz alltäglichen Art und Weise, wie Atomwaffen ihren Weg in unser Leben finden. Zentral sind die geopolitischen Gedankengebäude, mit denen ein Atomkrieg legitimiert wird. Ich werfe folgende Fragen auf: Wie wirken Atomwaffen geographisch und räumlich? Markiert die Atombombe eine grundlegende Veränderung in der Natur des Krieges? Und warum gibt es in atomar bewaffneten Gesellschaften solch breite Unterstützung für diese Waffensysteme?
Prof. Dr. Carolin Schurr, Professorin für Sozial- und Kulturgeographie Geographisches Institut Universität Bern (Website)
Linking reproductive life to geopolitics, we start from the assumption that dis/reproductive technologies are caught up in geopolitics when individuals, states, international organisations, transnational corporations, and religious and nongovernmental organisations define whose reproduction counts as desirable and whose bodies are discarded as disposable. Access to reproductive technologies and reproductive health says much about whose lives count (Butler 2004; Fassin 2007, 2009) in a particular territory. While some have declared «the end of state biopolitics» (Rose 2001) and consider «population control history» (Connelly 2009), this lecture draws on three different empirical stories to show the continuities and disjunctions between traditional state biopolitics and new modes of reproductive geopolitics. We argue that while in the past the territorial management of populations was explicitly framed as population politics, in the present the governance of reproduction takes place more implicitly through regimes of health care, migration, and labour politics.
Dr. Michael Paul, Senior Fellow in der Forschungsgruppe Sicherheitspolitik der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin, Leiter des Gesprächskreises maritime Sicherheit der SWP (Website)
Lange galt die Arktis als ein Hort des Friedens. Aber die romantische Vorstellung vom arktischen Exzeptionalismus hat schon lange vor dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ihr Ende gefunden. Die von Russland ausgelöste Krise wird übertroffen durch die Risiken, die aus dem Klimawandel und den Spannungen zwischen den Grossmächten USA und China erwachsen. Dabei hat die Arktis eine ambi¬valente Relevanz, denn sie liegt gleichermassen abseits aktueller geopolitischer Brennpunkte und bleibt doch wichtig für China, Russland und die USA. Die drei Staaten bilden gewissermassen eine neue arktische Dreiecksbeziehung, die Ursache für einen Konflikt in der Arktis und aus der Arktis heraus werden könnte.
PD Dr. Simona A. Grano ist Senior Lecturer an der Universität Zürich und Leiterin des Taiwan Studies Project an der UZH (Website)
Chinas aggressiveres Verhalten im indo-pazifischen Raum hat eine Reihe von Ländern dazu veranlasst, ihre bisherige aussenpolitische und militärische Haltung zu ändern. In diesem Vortrag werden die sich verändernden Beziehungen Chinas zu seinen Nachbarn analysiert, insbesondere die jüngsten Verschiebungen und zunehmenden Spannungen mit der demokratischen und selbstregierenden Insel Taiwan.
Prof. Dr. Ulrich Schmid, Prorektor Aussenbeziehungen und Professor für Osteuropastudien an der Universität St. Gallen (Website)
1991 formulierte der amerikanische Politikwissenschaftler Samuel Huntington mit dem «Clash of Civilisations» eine geopolitische Theorie, die in konservativen Kreisen in Moskau mit grossem Interesse zur Kenntnis genommen wurde. Man entwickelte in der Folge eine eigene russische Staatsideologie, in der die Russische Föderation nicht einfach als Staatsgebilde, sondern als «einzigartige Zivilisation» verstanden wurde. Huntington ging davon aus, dass die Grenze zwischen der westlichen und der orthodoxen Zivilisation genau durch die Ukraine verläuft. Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine kann nur vor dem Hintergrund einer zivilisatorischen Staatstheorie verstanden werden. Dagegen müssen fundamentale völkerrechtliche Verträge wie die UNO-Charta zurücktreten. Umgekehrt beharrt die Ukraine (und mir ihr der Westen) auf der Souveränität des Nationalstaats, die auch die freie Wahl eines Eintritts in supranationale Organisationen einschliesst.